Folge 02: Küss die Hand, gute Nacht, die liebe Mutter soll gut schlafen

Lieber Gott, ich möcht so gern, daß die Swoboda Trudel meine Freundin wird…
Lieber Gott, ich bin so traurig. Ich hab geglaubt, ich gewöhn mich ans Waisenhaus, aber jetzt glaub ich das nimmer. Weißt du was, die haben uns die ganze Weichselmarmelad gestohlen…
Ausgehsonntag. Da gibt’s wenigstens was Gscheites zu essen bei der Rosi-Tant. Zu was sind sie denn Fleischhacker…
Lieber Gott, bitte mach, daß ich nicht mehr soviel dran denken muß, wie sie gestorben ist. Vielleicht geht’s mir dann besser hier…

Ein Gedanke zu “Folge 02: Küss die Hand, gute Nacht, die liebe Mutter soll gut schlafen

  1. Lieber Martin,

    weil ich mich nicht durch deine e-mail Antispam Software kämpfen will, schick ich Dir einfach einen Kommentar. Du moderierst die Kommentare ja ohnehin und musst ihn ja nicht freischalten, dazu ist er eigentlich gar nicht gedacht, aber wenn Du willst kannst Du das gerne zur Gänze oder auszugsweise.

    Mit der Geschichte setzt Du Deiner Mutter ein wunderbares Denkmal. Die Geschichten erinnern mich an jene, die mir mein Vater und Großvater über die selbe Zeit erzählt haben. Auch mein Vater war während des Krieges größtenteils im Waisenhaus, so wie seine Geschwister, wenn sie nicht irgendwo bei einem Bauern oder Fleischhacker daheim im Reich „zur Kost“ waren. Die Parallelen zur Geschichte meiner eigenen Familie machen Dein Werk für mich noch berührender.

    Du bist auch sehr ehrlich und beschreibst die Zeit damals aus der Sicht des Kindes in all seiner Widersprüchlichkeit ohne den nachträglichen belehrenden Historiker heraushängen zu lassen. Die bewundernden Bemerkungen zu den Nazis aus dem Kindermund Deiner Mutter,aber auch das Schicksal Deines Vaters. Respekt. Du bist ein sehr politischer Mensch, und es ist Dir sicherlich nicht leicht gefallen, dass unkommentiert zu lassen und einfach zu beschreiben.

    Eine kleine Bitte habe ich zum ansonsten perfekten Vortrag. Du beschreibst Deine Familie manchmal aus der Sicht Deiner Mutter in direkter Rede, manchmal aus Deiner eigenen als Erzähler. Das ist mitunter ein bisschen verwirrend. Ich brauche immer eine Weile um zu realisieren, ob Du gerade die kindlich naive Sprache Deiner Mutter als Kind oder Greisin oder Deine eigene verwendest. Bis ich das dann realisiert habe, ob du von Bruder oder Onkel sprichst, bist du schon weiter. Ich weiss nicht, ob Du die direkte Rede Deiner Mutter im Dialekt vortragen solltest. Es besteht natürlich die Gefahr durch den oft als vulgär empfunden Dialekt die kindliche Naivität Deiner Mutter zur verdecken. Aber es wäre auch irgendwie authentischer. Auch empfinden vielleicht nur relativ wenige Deiner Hörer den Dialekt als vulgär, nämlich die Österreicher und vorallem die Wiener. Hier in München ist die soziale Konnotation des Dialektes schon viel schwächer und mitunter gegenteilig. Gerade die eingesessenen Anwälte, Notare und Ärzte bedienen sich seiner um sich von den sozial oft niedriger stehenden Zuagroasten abzugrenzen. Gerade in Filmen wird gerne ein kindlich-naives Bayrisch verwendet. Ich habe keine Ahnung, ob das auch mit Wienerisch funktionieren würde.

    Wie immer Du das „Problemchen“ auch löst, vielleicht reicht schon eine bewusstere Änderung der Tonlage oder in einer geschriebenen Version durch die Font, ich habe gerne zugehört. War das eigentlich eine Zweitagsfliege oder hast Du vor weitere Folgen zu sprechen? Mich würde es freuen.

    Du hast mich mit diesem Vortrag jedenfalls bestärkt ein Projektchen anzugehen, das mir schon lange im Kopf herum geistert. Ich möchte mit meinem Vater ein biographisches Interview führen, nicht für einen Podcast, oder sonst wie öffentlich, sondern für mich, meine Geschwister und vorallem meine Kinder aber auch Nichten, damit sie wissen woher sie kommen, wer ihr Grossvater war, und wie er klang. Das ist ein wenig heikel. Einerseits ist mein Papa geschmeichelt, dass ich mich für in interessiere, aber anderseits erinnert es in daran das er nicht mehr alle Zeit der Welt hat.

    Ich freu mich schon auf deine nächsten Veröffentlichungen und wünsch Dir alles Gute

    Harry

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