Von den wilden Frauen

Der Hutzler Matthiesl war, als ich ihn kennen lernte, in den Fünfzigern, er musste also in den 20er Jahren geboren worden sein. Seine Mutter, erzählte er, sei eine Gemeindearme gewesen, die Hutzler Mirl, ein stark beschränktes Weiblein mit einem ewigen Kindergesicht, die jeder hergenommen hätte, der gerade Lust gehabt hätte. Dies sei insofern praktisch gewesen, weil sie sowieso immer Totgeburten hatte, so dass es keine Probleme mit der Vaterschaft gab. Zum Gebären versteckte sie sich immer im Wald, und die toten Kinder trug sie mit sich herum und man musste sie ihr gewaltsam entreißen, bevor sie zu stinken anfingen. Nur einmal hätte sie ein lebendes Kind zur Welt gebracht und das sei eben er, der Hutzler Matthiesl gewesen.

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Unbekannter Jodler aus Tirol

Das Buch „Von den wilden Frauen“ von Martin Auer mit Illustrationen von Linda Wolfsgruber ist im Verlag Bibliothek der Provinz erschienen.

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